Fortuna meldet A-Jugend-Team ab

Nordkurier 22.07.2016, von Roland Gutsch, Foto: Roland Gutsch

Nach dem Abschied einiger Leistungsträger sieht sich der Neubrandenburger Handball-Verein zu einem unpopulären Schritt gezwungen.

Neubrandenburg. „Das ist eine bittere Pille, die wir gerade schlucken müssen“, umschreibt Präsident Mario Klepp die Stimmung bei den Neubrandenburger Fortuna-Handballern. Der ungeplante und umstrittene Abschied eines Talente-Trios habe den Verein gezwungen, seine männliche A-Jugend-Mannschaft aus der Ostsee-Spree-Liga abzumelden und aus dem Spielbetrieb zu nehmen. „Ein Strafgeld wird dafür auch noch fällig.“ Wie zum Hohn!, meinen die Fortuna-Funktionäre.

Denn die Zwangslage, die sie zu dem unpopulären Schritt zwingt, haben sie ihrer Ansicht nach nicht zu verantworten. „Abwerbeversuche des HC Empor Rostock hatten Erfolg. Darum verließen uns die beiden Auswahlspieler Leon und Dennis Mehler sowie Fabian Haasmann“, so Klepp. Drei Leistungsträger. Hinzu komme der Weggang eines Akteurs aus privaten Gründen. Die Kaderdecke sei somit zu dünn geworden. „Man kann nicht guten Gewissens die neun verbliebenen Leute – kein Torwart darunter – in die Saison schicken. Wir mussten handeln.“

Klepp fuchst, dass sich der HC Empor nicht an die Vereinbarung zwischen den Leistungszentren Rostock, Schwerin und Neubrandenburg gehalten habe, die Jugendarbeit nicht gegenseitig zu torpedieren. Die Fortuna-Chefetage hatte vor einem Monat in einem Brandbrief sehr deutlich erklärt, was sie davon hält. Nichts.

Hoffnung, dass das Thema noch nicht abgehakt ist

Die Rostocker hielten seinerzeit entgegen: „Leider sind in den letzten Jahren vermehrt Kaderspieler zu Leistungszentren anderer Bundesländer gewechselt. Wir sehen es als unsere Verpflichtung an, diese Spieler möglichst in unserem Landesverband zu halten und ihnen eine Perspektive bis zur Bundesliga zu bieten.“

Eine Argumentation, die Mario Klepp fadenscheinig findet. „Enttäuschend ist auch, dass der Landeshandballverband diesem Treiben, ohne sich zu äußern, zusieht. Bis heute kam von dort kein Wort dazu.“ Klepp hofft, dass das Thema noch nicht abgehakt ist: „Wir setzen auf den Leistungssportausschuss, und den Schweriner Verein haben wir auch auf unserer Seite.“ Zumal zu befürchten stehe, dass der HC Empor „nicht zum letzten Mal jungen Spielern Flöhe ins Ohr gesetzt“ habe.

Der 17-jährige Torwart Leon Mehler, der schon mehrere Einsätze in der deutschen Jugend-Auswahl bestritten hat, sagte im vergangenen Frühjahr dem Nordkurier: „Die Nationalmannschaft verlangt von den Kadern – also auch von mir – natürlich, in der höchsten Liga dabei zu sein. Das ist eine klare Vorgabe. Mit Fortuna in der A-Jugend-Bundesliga zu spielen wäre das Hauptargument für mein Bleiben.“ Allerdings scheiterten die Neubrandenburger A-Jugend-Handballer in der Bundesliga-Qualifikation, ausgerechnet an Empor Rostock.

Das Fortuna-Oberhaupt: „Die Forderung, dass Auswahlspieler zur obersten Spielklasse gehören müssen, hat es ja offiziell nie gegeben. Das hat mal der kleine Mann aus Berlin gesagt, und alle lassen sich davon verrückt machen.“ Mit dem Hauptstädter unter Gardemaß ist Bob Hanning gemeint, Geschäftsführer der Füchse Berlin und Leistungssport-Vize beim Deutschen Handball- Bund. „Es ist ja nicht so“, führt Klepp aus, „dass wir talentierten Handballern Steine in den Weg legen wollen. Wir sind aber der Auffassung, dass sie sich bis in unserem Männer-Bereich heran weiterentwickeln sollten. Unser Nachwuchstrainer Helmut Wilk hat mal gesagt: ,Wenn sie dann so weit sind, fahre ich sie persönlich zum größeren Verein.‘“

Für einen Wiederaufbau ist Potential vorhanden

Und wie geht es mit den anderen Spielern der abgemeldeten Fortuna-Mannschaft weiter? „Die Älteren werden in unserem Herren-Team mitmachen. Und wer noch dem entsprechenden Jahrgang angehört, spielt in unserer B-Jugend. Denn gerade hier verfügen wir über eine Mannschaft mit Zukunft. Wir bauen wieder auf“, sagt Mario Klepp. Auch die Nachwuchs-Bundesliga habe man als Ziel nicht aus den Augen verloren. Das Potenzial ist da: In allen Altersklassen – mit Ausnahme der männlichen und weiblichen A-Jugend – hatten sich die Fortunen in der abgelaufenen Spielzeit vor der Rostocker Konkurrenz platziert.